KRAFTQUELLE IN SCHWEREN ZEITEN
KRAFTQUELLE IN SCHWEREN ZEITEN | Christiane Maass
An klugen Ratschlägen und Lebensweisheiten für Menschen, die in eine Krise geraten sind, mangelt es wahrlich nicht. Angefangen von (kumpelhaft): „Das wird schon wieder. Kopf hoch!“ über (frauenbewegt): „Aufstehen, Krönchen richten, weiterlaufen!“ bis hin zu (pädagogisch): „An jeder Krise kannst Du nur wachsen.“
Helfen tun mir diese Sprüche meist wenig. Manchmal verschlimmern sie meine Lage nur, weil ich dann auch noch denke, ich sei wohl unfähig, das Richtige zu tun oder zu denken. Die Lösung kann wohl nicht von außen kommen, sondern nur aus mir selbst heraus, aus meinen eigenen Kraftquellen. Wie aber finde ich die?
Da muss ich ganz tief graben und auch weit zurückgehen. Was hat meine Persönlichkeit geprägt? Was sind meine ureigenen Glaubenssätze? Wer oder was hat mir in meinem Leben gut getan? Wer ist mein Vorbild, mein Engel oder mein/e Held/in? Wo liegen meine besonderen Stärken?
Die Suche nach Antworten auf diese Fragen braucht Zeit. Die sollte ich mir wirklich nehmen. Überhaupt ist es hilfreich, wenn ich mich selbst in schweren Zeiten wichtig nehme. Wichtig genug, um meinen Fragen auf den Grund zu gehen.
Sehr beeindruckt hat mich kürzlich eine Anekdote, die eine an Krebs erkrankte Schauspielerin erzählte. Als sie mit ihrem ersten Kind schwanger war, quälte sie monatelang schwere Übelkeit. Der Großmutter, die sie besuchte, klagte sie ihr Leid. Die lebenskluge Frau richtete sie mit folgenden Worten auf: „Ach, Kindchen. Du bist schwanger. Das ist ein vorübergehender Zustand.“ Als die Frau, mittlerweile selbst im Alter ihrer Großmutter, an Krebs erkrankte, erinnerte sie sich an diese Worte. „Meine Krebserkrankung ist ein vorübergehender Zustand.“ Daraus zog sie die Kraft, den Kampf gegen den Krebs aufzunehmen.
Ich glaube, meine Großmütter sind auch solche Vorbilder, Engel und Kraftquellen für mich.